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Heinz Grimm – ein Lehrer, der Generationen von Treffurtern mit geprägt hat

Niemand, der ihn als Lehrer kennen gelernt hat, wird ihn je vergessen. In seiner Freizeit war er außerdem als Heimatforscher tätig, engagierte sich für das kulturelle Leben unserer Stadt und für das Stadtbild.

Heinz Grimm war für mich nicht nur ein Lehrer, sondern auch ein Freund. Er hat mich immer unterstützt und diese Website in den Anfangsjahren aktiv mitgestaltet. Leider ist er 2007 verstorben. Damals schrieb ich den unten stehenden Nachruf.

Einige Arbeiten von Heinz Grimm

Erinnerungen an den Mauerbau

Erinnerungen an den Mauerbau als PDF

Ausweisung der Familie Fischer als PDF

Ausweisung der Familie Rupprecht als PDF

Gedichte aus dem Wendejahr als PDF

Geschichte von Kleintöpfer von Heinz Grimm (PDF)

Unvergessen – ein Nachruf auf Heinz Grimm

Viele Menschen in Treffurt trauern in diesen Tagen um Heinz Grimm, einen Mann, der wie kaum ein anderer das Leben in unserer Stadt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitgestaltet hat.

Für Generationen von Schülern war der engagierte Lehrer in jeder Hinsicht ein Vorbild. Mit viel Herzblut weckte er in uns das Interesse an der Natur und die Freude an der Bewegung. Nur wenige andere Lehrer konnten den Schulstoff so übersichtlich, kurzweilig, leicht verständlich und einprägsam vermitteln wie er. In jeder Minute seines Unterrichts spürte man, mit wie viel Fleiß er sich das alles einmal selbst erarbeitet hat. Beim Sport gab es nach dem offiziellen Schluss so manche Extraübung, damit sich auch weniger Begabte wie ich einmal eine gute Zensur verdienen konnten.

Aber wehe, jemand gab sich keine Mühe! Dann war mit ihm nicht gut Kirschen essen. Oder einer spuckte sein Kaugummi auf den Boden. Was konnte er da schimpfen! Sein wehender weißer Kittel und ein lautes "Hej, hej…" flogen dann über den Schulhof. Schnell hatte er den Sünder zur Rede gestellt und ihm eine Runde Papier auflesen aufgedrückt.

Uns Achtung vor der Arbeit anderer zu vermitteln war ihm sehr wichtig. Mit wachen Augen durch die Welt gehen sollten wir. Und die Dinge hinterfragen. Uns nicht verbiegen lassen. Uns engagieren. Und ehrlich sein. So wie er.

Einmal schwindelte ich, dass ich das Blatt mit meinen Hausaufgaben zu Hause vergessen hatte. Sofort lieh er mir sein Fahrrad und gab mir 10 Minuten. So schnell hatte ich noch nie geschrieben, und er hat mich dann sehr vielsagend angegrient. Wir verstanden uns ohne Worte.

Viele lustige Episoden aus seinem Lehrerleben bleiben mir dauerhaft in Erinnerung. Wenn er wieder einmal mit dem Vorführ-Gerippe auf dem Rücken über den Schulhof zum Biologieraum ging, durften wir ruhig über den Anblick lachen. Und einmal lugte er während einer Biologiearbeit unter dem Tisch hervor, nachdem er mit seinem Stuhl zusammengebrochen war - natürlich nicht ohne einen passenden Spruch.

Was hat er nicht alles für uns auf die Beine gestellt: immer wieder Handballmannschaften, Schülerkarneval, eine Akrobatikgruppe, ein Pfefferkuchenhäuschen vor der Kaufhalle, Märchenspiele und vieles mehr.

Zu DDR-Zeiten pflegte der Unermüdliche ehrenamtlich mehrere Grünanlagen. Für keine Arbeit war er sich zu schade. Sein blaues Fahrrad mit Anhänger war sein Markenzeichen. Feierabend oder gar Bezahlung waren Fremdworte für ihn.

Auch als Rentner hörte er nicht auf, sich für Kinder und Jugendliche zu engagieren. Die Kinder im nahe gelegenen Asylbewerberheim nannten ihn liebevoll "Opa". Die Kleinen freuten sich über Spaziergänge mit ihm, die Großen über Hausaufgabenhilfe.

1989/90 wurde mit der Wende und Grenzöffnung auch für den bekennenden Natur- und Heimatfreund ein Traum wahr. An den Treffurter Friedensgebeten und Montagsdemos war er maßgeblich beteiligt. In mehreren Gedichten hielt er später seine Gefühle von damals fest. Auch engagierte Bürger aus dem benachbarten Hessen zählten bald zu seinen Freunden. Mit über 70 Jahren legte er beim Bau des Aussichtsturmes auf dem Heldrastein mit Hand an.

Nach der Wende gründete er auch den Treffurter Heimatverein und war sein erster Vorsitzender.

Mehrere Jahre dauerte die Arbeit an der Chronik zur 900-Jahr-Feier von Treffurt. Er kümmerte sich dabei vor allem um das 20. Jahrhundert, um den Sport, den Obstbau und das Gut Kleintöpfer. Besonders interessant sind seine Erinnerungen an die Opfer stalinistischer Verfolgung aus unserer Stadt sowie an die Aktion "Ungeziefer".

Zuletzt beschäftigte er sich mit der Geschichte von Handel, Handwerk und Gewerbe. Fast für jedes Haus in Treffurt hat er dokumentiert, welches Geschäft dort früher betrieben wurde. Lesenswert sind auch seine Erinnerungen an die Spiele der Kinder in den 1920/30er Jahren. Unzählige Bürger hat er befragt, Stapel von alten Fotos und Dokumenten zusammen getragen. Leider erlaubte sein Augenlicht nicht mehr, dass er die Arbeit vollenden und sein fertiges Buch noch in der Hand halten konnte. Alles, was seine schwindenden Kräfte zuließen, tat er, damit sein Wissen und seine Arbeit nicht verloren gehen.

Viele seiner heimatgeschichtlichen Beiträge und auch so mache Meinungsäußerung zur aktuellen Politik erschienen in der Lokalpresse sowie im Internet unter http://www.treffurt.net. Treffurt.net wird sich bemühen, nach und nach weitere Kapitel aus seinem Nachlass zu veröffentlichen.

Heinz Grimm hat für seine uneigennützige - und aus seiner Sicht selbstverständliche - Arbeit nicht immer nur Dank erfahren. Einige Mitbürger haben ihm nicht nur Unverständnis, sondern sogar Spott entgegengebracht. Umso wichtiger war es, dass er noch selbst nach Berlin fahren konnte, um aus den Händen von Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz entgegenzunehmen. Wer hat so eine Ehrung verdient, wenn nicht er?

Voll Hochachtung und Dankbarkeit
Karin Kahl (geb. Richardt, Jahrgang 1967)
Treffurt, im Februar 2007

 

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Heinz Grimm spricht auf der Montagsdemo 1989

Heinz Grimm spricht auf der Montagsdemo 1989

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